Tier VIII
Löwe
Infos für Interessenten:
Der Löwe ist nun schon eine gefühlte Ewigkeit im Spiel und zum Zeitpunkt seines Erscheinens hat WG sich beim Balancing gern an historischen Details und an Logik orientiert, weshalb der hohe Löwe aufgrund seiner guten Sichtbarkeit einen schlechten Tarnwert, aber eben mit 400m auch eine herausragende Sichtweite erhielt.
Die ganz besonders Geschichtsinteressierten unter euch haben vermutlich schon bemerkt, dass WG es abseits dessen mit historischen Details nicht ganz so genau genommen hat.
Der „echte“ Löwe – auch unter dem Namen VK 7001 bekannt – hat es als Konzept eines überschweren Panzers mit hintenliegendem Turm niemals vom Reißbrett in die Fertigung geschafft und die Entwürfe wichen einem noch größerem Plan: Der Maus.
Im Spiel ist der „echte Löwe“ inzwischen unter dem Namen Pz. Kpfw. VII auf Tier 10 eingezogen.
Um den geht es in diesem Review aber natürlich nicht, sondern um den Premium-Löwen auf Tier 8.
Dieser ist mit einer der ältesten Premiums im Spiel und hat über die letzten Jahre vor allem das Bild des „Noob Premiums“ geprägt.
Es entsteht der Eindruck, dass jeder Neuling der völlig ohne Plan erstmal Geld in die Hand nimmt um einen 8er Premium zu kaufen aus irgend einem Grund gefühlt immer zum Löwen greift.
Woran das genau liegt werden wir wohl nie ergründen – allerdings können wir uns mal anschauen ob der Löwe das Potential hat auch mal erster in der Punkteliste, anstatt oftmals nur erster zurück in der Garage zu sein.
Angepriesen wurde er schon zu seinem Erscheinen als „Superheavy“ – superlangsam – superschwer – super Panzerung.
Allerding stammt das Konzept des Löwen noch aus einer Zeit, als Heavys über relevant große Weakspots verfügten und Premiummunition noch nicht für Credits verfügbar war, weshalb er ein wenig anders funktioniert als wir das inzwischen von Superheavys in WOT gewohnt sind.
Das merkt man direkt an seiner (vor einiger Zeit gebufften) Oberwanne. Ordentlich angewinkelt kann man dem Gegner hier um die 245mm präsentieren, was abseits von etwas Würfelpech ausreicht um den Großteil der Standardmunition auf Tier 8 abzuwehren.
Granaten mit um die 260mm Durchschlag – also auch die meiste Premiumgeschosse seiner Heavykollegen – gehen hier dann sauber durch. Das könnte man am Balancing zwar bemängeln, allerdings kommt die gewinkelte Unterwanne nur auf ungefähr 150mm und ist beim offenen Schlagabtausch sowieso ein Weakspot.
Spannender wird der Kampf mit dem Löwen aus einer teilgedeckten Stellung heraus. Während die alten deutschen 8er wie der Tiger II oder VKA zu der Zeit über fast schon lächerliche zarte Türme verfügten, hatte der Löwe hier von Anfang an einen vernünftigen Turm mit 350mm+ im Gepäck.
Aus diesem Grund war Sidescraping oder Hulldown mit dem Löwen von jeher deutlich sinnvoller als mit seinen Kollegen aus dem Forschungsbaum.
Allerdings fehlte es dem alte Löwen diesbezüglich an einigen Stellen etwas an Komfort. Durch das hohe Profil fühlten sich die -8° Negativrichtwinkel nicht wirklich so an und die breite Front sorgte beim Sidescrape dafür, dass man die mit 80mm auch nicht sonderlich starken Seiten etwas zu weit winkeln musste um nicht die Frontpanzerung zu präsentieren.
Zudem waren die stark gewinkelten „Backen“ des Turms mit 120mm wirklich nur bei direkter Sicht auf den Gegner ausreichend stark.
Hatte man mehrere Ziele im Visier und drehte den Turm auch nur ein kleines Stück zur Seite, konnte ein Gegner der etwas weiter links oder rechts stand zuverlässig neben der Kanonenblende durch die Turmfront feuern.
Deshalb hat WG vor einigen Jahren dem Löwen mal eine Frischzellenkur verpasst.
Die Seitenpanzerung wurde von 80mm auf 100mm, die Oberwanne von 120mm auf 150mm und die Turmbacken von 120mm auf 180mm verstärkt.
Zusätzlich wurde die Gundepression von -8° auf -10° verbessert. Auf dem Papier schienen das nur kleine Detail-Buffs zu sein – in der Praxis ermöglichten diese Änderungen dem Löwen allerdings ein erheblich besseres Stellungsspiel.
Vor allem beim Hulldownspiel im hügeligen Gelände zeigte der Buff eine enorme Verbesserung. Wird die Wanne durch das Gelände nach hinten gewinkelt, sodass man die vollen -10° Gundepression ausnutzt, dann erreicht die gebuffte Oberwanne satte 290mm und knackt beim Eindrehen sogar die 300mm.
Da WG als Bonus auch noch den Motor von 800 PS auf 1000 PS (Leistungsgewicht von 8.89 auf 11.1) verbessert hatte, konnte der Löwe jetzt nicht nur mehr Positionen viel effektiver bespielen, sondern diese auch etwas eher erreichen.
Wer schon etwas länger dabei ist weiß aber, dass der Löwe nicht vordergründig wegen seiner herausragenden Panzerung bekannt war – sein Prestigemerkmal war von jeher seine Kanone.
Zwar ist seine 105mm auf den ersten Blick mit den 320 Alpha eher unspektakulär und auch die DPM ist mit 1600 nicht unbedingt brauchbar, allerdings sind der Durchschlag mit 234/294mm ebenso wie seine Basisgenauigkeit mit 0.33 und auch seine Geschossgeschwindigkeit mit 1150/1438 wirklich eine Ansage.
Gerade beim Kampf auf mittlere bis große Distanz ist seine effektive DPM in der Praxis oft höher als bei der Konkurrenz, da er seine Schüsse zuverlässiger anbringen kann.
Nun klingt das Gesamtkonzept des Löwen als behäbiger Stellungskämpfer mit großartiger Kanone ja grundsätzlich erstmal nicht schlecht, wenn es denn nicht mit einigen Nachteilen daherkommen würde.
Da wären erstmal nervige Weakspots die sowohl Hulldown als auch im Sidescrape immer wieder für unerwartete Durchschläge sorgen. Zum Einen befindet sich eine Ausbeulung in der Seitenpanzerung unter dem Turm, welche im Sidescrape einen Bereich mit 145mm bis 225mm erzeugt und zum Anderen findet sich auch am Turm selbst ein Streifen unterhalb der Kanonenblende der nur auf 175mm kommt.
Diese Weakspots alleine wären jetzt noch kein großes Problem. Das Problem kommt dann erst mit Mobilität und DPM.
Solange man sich in einer guten Stellung mit etwas Abstand befindet hat es der Gegner schwer die kleinen Weakspots zu treffen, während der Löwe selbst immer wieder zuverlässig hinlangt.
Wenn das Spiel allerdings etwas dynamischer wird ist man eben manchmal auch gezwungen ohne Deckung zu kämpfen und dabei hat der Löwe dann erheblich größere Weakspots. In solchen Situationen steckt er ordentlich ein, während er mangels DPM nicht schnell genug zurück austeilen kann.
Fazit / TL;DR:
Die Buffs der letzten Jahre haben dem Löwen wirklich sehr gut getan, allerdings wurden dabei eher seine Stärken nochmal unterstrichen, während nur einige seiner Schwächen sehr vorsichtig abgemildert wurden.
Am grundlegenden Spielkonzept des Löwen hat sich dabei nicht viel geändert:
Seine Panzerung muss durch gutes Stellungsspiel korrekt eingesetzt werden um zu funktionieren und seine hervorragende Kanone langt zwar sehr zuverlässig, aber eben mit einer eher gemütlichen Kadenz zu.
Für eine ordentliche Runde braucht der Löwe etwas Zeit und im offenen Schlagabtausch oder in schnellen/chaotischen Runden geht er oftmals fast schon hilflos unter oder bummelt seinem Gewinnerteam hinterher.
World of Tanks ist in den letzten Jahren tendenziell eher schneller als langsamer geworden und sorgt damit eben auch dafür, dass der Löwe immer seltener in seiner Komfortzone gespielt werden kann.
Solange er innerhalb seiner Komfortzone ist funktioniert er wirklich ordentlich, aber ohne entsprechende Werkzeuge für schnellere Gefechte fehlen ihm oft die Möglichkeiten um im aktuellen WOT auch häufiger mal Spaß zu haben.